In der Erkältungszeit ist die Infektgefahr hoch. Ob es sich um eine Erkältung oder um eine Grippe handelt, ist nicht immer leicht zu erkennen. Schon die Begriffe „Grippe“ und „grippaler Infekt“ bieten eine Verwechslungsgefahr. Doch wie unterscheidet sich ein grippaler Infekt von einer Grippe?
Erkältung und Grippe - eine Definition
Eine Definition der Begriffe ist nicht so einfach. In den meisten Fällen ist eine genaue Festlegung auch nicht notwendig. Wer sich krank fühlt, Husten, Schnupfen und Fieber hat, sollte sich in jedem Fall schonen. Der Arztgang ist dann ausschließlich für eine Krankschreibung notwendig.
Anders sieht das aus, wenn Vorerkrankungen vorliegen. Dann sollte immer abgeklärt werden, ob eine hartnäckige Erkältung nicht doch eine echte Grippe ist. Im Zweifelsfall kann es nämlich sinnvoll sein, zusätzliche medizinische Maßnahmen zu ergreifen. Das kann zum Beispiel Beobachtung in einem Krankenhaus sein.
Der Hausarzt kann anhand verschiedener Kriterien bestimmen, ob es sich um eine Erkältung oder um eine echte Grippe handelt. Die letzte Sicherheit verschafft ein Bluttest. Darüber lässt sich konkret feststellen, um welchen Influenza-Virus es sich ganz genau handelt. Denn auch zwischen den verschiedenen Virusstämmen gibt es Unterschiede.
Während bestimmte Stämme für einen eher harmlosen Krankheitsverlauf bekannt sind, haben Infektionen mit anderen Stämmen fast immer einen schweren Verlauf.
Werden keine Influenza-Viren gefunden, handelt es sich um eine harmlosere Erkältung. Je nach Krankheitsverlauf können hier unterstützende medizinische Maßnahmen dennoch Sinn machen.
Der grippale Infekt
Der grippale Infekt ist deutlich häufiger als die echte Grippe. Dieser Infekt ist unter dem Begriff Erkältung bekannt. Es handelt sich dabei um einen Virusinfekt. Das bedeutet, Viren sind für die Erkrankung verantwortlich. Welche Viren genau das sind, ist bei einem solchen Infekt absolut offen.
Die Grippe (Influenza)
Die echte Grippe wird durch spezifische Viren ausgelöst. Diese Viren heißen Influenza-Viren. Der Fachbegriff für die Erkrankung heißt deshalb „Influenza“. Die Grippe hat allgemein einen schwerwiegenderen Krankheitsverlauf als eine Erkältung. Es können Komplikationen entstehen, die im Extremfall sogar zum Tod führen.
Woher kommen Erkältung und Grippe?
Bei der Ursache einer Erkältung beziehungsweise einer Grippe bestehen die größten Unterschiede. Eine Grippe wird durch eine bestimmte Gruppe Viren ausgelöst. Die Erkältung hingegen kann viele verschiedene Virusarten als Ursache haben.
Die Influenza-Viren sind verantwortlich für eine echte Grippe. Die verschiedenen Virusstämme werden nach wissenschaftlichen Kriterien klassifiziert. Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Gattungen:
- Influenza A: befallen bestimmte Wirte (Mensch, Säugetieren, viele Vogelarten), zum Beispiel "Vogelgrippe"
- Influenza B: befallen nur Menschen und Seehunde
- Influenza C: befallen Menschen und Schweine, haben sehr milden Krankheitsverlauf
Bestimmte Grippe-Wellen gehen oft von einem oder einer bestimmten Anzahl von definierten Influenza-Viren aus. Besondere Aufmerksamkeit bekommen solche Epidemien dann, wenn der Krankheitsverlauf bei einem bestimmten Virus besonders risikoreich ist. In solchen Fällen sterben oft mehrere betroffene Menschen.
Anders ist das bei der Erkältung. Hier können viele verschiedene Viren Ursache sein. Beispielhaft können folgende Virus-Arten benannt werden:
- Adenoviren
- Rhinoviren
- Parainfluenzaviren
- Enteroviren
Das sind nur einige geläufige Beispiele. In der Medizin sind deutlich mehr als 100 verschiedene Viren-Arten bekannt, die Erkältungssymptome hervorrufen. Nicht selten rufen diese Viren auch andere Symptome wie zum Beispiel Magen-Darm-Beschwerden hervor.
Der Krankheitsbeginn
Die echte Grippe beginnt nicht wie eine Erkältung schleichend. Bereits im Anfang der Erkrankung kann also abgeschätzt werden, ob es sich um eine Erkältung oder eine Grippe handelt.
Sind erst Schnupfen und allgemeines Unwohlsein präsent und kommen weitere Symptome nach und nach dazu, ist es wohl eine Erkältung. Beginnt die Erkrankung plötzlich und ist gleich stark präsent, ist es eher eine Grippe.
Darüber hinaus ähneln sich die Symptome. Nicht immer sind alle Symptome gleich stark ausgeprägt – weder bei der Grippe noch bei der Erkältung. Kleine Unterschiede gibt es jedoch in der wahrscheinlichen Ausprägung.
Fieber - ein wichtiges Symptom
Ein wichtiges Symptom ist Fieber. Bei einer Erkältung ist das sehr selten. Und selbst wenn Fieber auftritt, handelt es sich eher um erhöhte Temperatur bis 38,5°C. Bei einer echten Grippe tritt Fieber häufiger auf. In vielen Fällen ist es dann eine sehr belastende Temperaturerhöhung. Die Temperatur steigt auf über 38,5°C.
Der allgemeine Gesundheitszustand
Besonders wichtig ist der allgemeine Gesundheitszustand. Dieser kann sich bei einer Grippe rapide verschlechtern. Das kann zu ernsthaften Komplikationen führen. Bei einer Grippe ist es wahrscheinlich, dass sich der Betroffene sehr müde und kränklich führt. Schmerzen in Gliedern und im Kopf sind deutlicher ausgeprägt.
Das sind jedoch nur Tendenzen, die nicht vorhanden sein müssen.
Die Dauer der Erkrankungen
Die Dauer der Erkrankung gibt Aufschluss darüber, ob es sich um eine Erkältung oder eine Grippe handelt. Diese Unterscheidung kann erst nachträglich beziehungsweise im Krankheitsverlauf hinzugezogen werden.
Die Grippe ist eine ernsthafte Erkrankung, die oft Komplikationen mit sich bringt. Der Krankheitsverlauf ist allgemein länger. Wer sich also nach einer Woche nicht deutlich besser fühlt, ist wahrscheinlich an einer Grippe erkrankt.
Die Erkältung klingt schnell wieder ab und hat nur einen kurzen Höhepunkt. Wer sich schnell wieder besser fühlt, hat wohl nur eine Erkältung. Dennoch sollte die Genesung vollständig abgewartet werden. Denn auch eine Erkältung kann Komplikationen nach sich ziehen.
Grippe und Erkältung - ein Überblick
Handelt es sich um eine Grippe oder eine Erkältung? Es kann sehr wichtig sein, diese Frage schnell abzuschätzen. Hier sind die Merkmale noch einmal im Überblick:
1.) Grippe (Influenza):
- schneller Krankheitsbeginn
- definierte Influenza-Viren
- schwerer Krankheitsverlauf
- intensivere medizinische Betreuung notwendig
- häufiger Komplikationen
- längere Krankheitsdauer
2.) Erkältung (grippaler Infekt):
- schleichender, langsamer Krankheitsbeginn
- verschiedene Viren möglich, unter anderem auch mit Begleiterscheinungen (zum Beispiel Magen-Darm-Beschwerden)
- meist harmloser Krankheitsverlauf
- keine medizinische Betreuung notwendig
- sehr selten Komplikationen
- kurzer Krankheitsdauer (meist eine Woche)
(Grafik erstellt auf Basis medizinischer Informationen von Grippe-Info.de)
Wie erfolgt die Behandlung?
Egal ob Erkältung oder Grippe, es gibt grundsätzlich keine spezifische Behandlung. In beiden Fällen handelt es sich um eine Virusinfektion. Der normale, gesunde Körper kommt damit allein zurecht. Bettruhe und Schonung sind in beiden Fällen angebracht.
Daneben ist alles erlaubt, was dem Körper hilft. Das können Tees oder Inhalationen sein. Medikamente wie Nasenspray, Hustensaft (z.B. Prospan® Hustensaft) und Schmerzmittel (Ibuprofen und Paracetamol) sind nicht notwendig, können aber bei der Genesung helfen.
Liegen Vorerkrankungen vor und erfolgt einer Dauermedikamentation, kann eine intensive medizinische Betreuung sinnvoll sein. Das gilt besonders für die Grippe. Hält ein sehr schlechter körperlicher Zustand länger als wenige Tage an, ist daher der Arztbesuch Pflicht.
Ausführliche Informationen zu beschriebenen Behandlungen sind auf den Internetseiten der Europäischen Arzneimittel-Agentur www.ema.europa.eu/en verfügbar.
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Dieser Artikel wurde zuletzt am 18.09.2022 geändert.
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Quellen
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